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Waller-Chronik
"Altertümer"
Auf den Seiten 19 bis 23 geht es um historische Zeugnisse auf dem Gebiet der Herrschaft Schramberg. Aufgezählt werden u. a. die Burgen bzw. Burgruinen rund um die Talstadt, die Falkensteiner Kapelle und ein Bildstock am Schlossberg. German Waller erwähnt außerdem einige Grabsteine in der Pfarrkirche St. Maria, einem ansonsten "unbedeutende[n] Bauwerk vom Jahre 1657", wie er schreibt, was etwas irritiert, da das Kirchenschiff doch in den Jahren 1838 bis 1842 in spätklassizistischem Stil neu errichtet wurde.
IV. Alterthümer.
1. Die alte Burg Schramberg, im Westen der Stadt; die Mauern sind theilweise noch 30-50' hoch und aus buntem Sandsteine erbaut. Die Feste besteht eigentlich aus 2 Burgen, die durch einen breiten, in den Fels gehauenen Graben von einander getrennt sind. Der alte, noch vorhandene gepflasterte Burgweg zieht sich an den Vierhäusern in verschiedenen Windungen vorüber und führt zu dem gegen Nordost liegenden Eingang, wo jetzt die Wohnung eines Waldschützen steht. Eine Zugbrücke führte einst über einen tiefen Graben zum ersten, jetzt verfallenen Thore, von welchem der Weg über einen Graben zu einem zweiten höher gelegenen Thore führte, an dem noch das Rechberg'sche
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Wappen, (2 aufrechtstehende, mit dem Rücken gegeneinander gelehnte Löwen) und die Jahreszahl 1499 ausgehauen ist. Außen steht an den gegen Schramberg zugekehrten Mauern die Zahl 1562 und weiterhin bei der Ecke 1648, 1550, 1551 und 1559. Gegen Nordwest schließt die Burg ein colossales Rondel, der sogenannte Käferlesthurm, weil in ihm Rochus Merz einen Rottweiler Bürger, Käferle, elend verschmachten ließ. Gegen Westen steht an den Innenmauern WIEDERERBAUT ANNO 1498. Die 2. vordere Burg gegen S.-O. besteht aus veschiedenen [sic!] zerfallenen Räumen und gegen Nordwest aus einem ungeheuren Halbrund, dessen Mauern 20' dick sind. Epheu in außerordentlicher Ueppigkeit und anderes wildes Gesträuch haben die großartigen Trümmer überwachsen, welche in ihrem seltenen Umfange einen bedeutenden Eindruck auf den Beschauer ausüben.
Ueber das Schicksal der Burg selbst ist folgendes bekannt: Schon im Jahr 1451 mußte dieselbe eine harte Belagerung von Seiten der Rottweiler aushalten, ohne jdeoch erheblichen Schaden zu leiden. Unter den Landenbergern wurde die Burg einmal 8 Monate lang von den verbündeten Schweizern und Städtern belagert. 1633 wurden die Feste von Major Wiederhold belagert, überrumpelt und ausgebrannt (Sattler); am 11. Januar 1689 aber im span. Erbfolge-Krieg von den Franzosen unter General Prisonel, bei Gelegenheit der Eroberung der Stadt Hornberg eingeäschert. Nach dem Kirchenregister hatte die Burg noch Besatzung in den Jahren 1646, 1648, 1653, 1664, 1675, welche bedungenermaßen aus 24 Mann und einem Commandanten bestand.
2) Die Burg Falkenstein erhebt sich im Berneck-Thale au nacktem, scharfen Granitfelsen, unter welchen links der Ramsteinbach hervorbricht. Durch diese Schlucht - das Ramsteiner Loch genannt - deren Eingang, wie heute noch zu erkennen ist, durch ein Thor gesperrt werden konnte, soll ehedem ein wichtiger Paß geführt haben - die Sage spricht: nach Basel. Ein ganzes Felsengebiet scheint hier befestigt gewesen zu sein; weiter aufwärts nach Süd erhebt sich die Hauptburg mit einem ganz an den
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Rand einer Bergspitze vorgeschobenen Thurme. Im Walde liegen zerstreut noch mannigfache, halbzerfallene Gemächer, wild verwachsen, und schwer zugänglich. Es ist dieses Falkenstein, in dem der aufständigesche Herzog Ernst II. von Schwaben zuletzt noch durch Raub und Plünderung sein Leben fristete und am 17. Aug. 1030 in der Nähe im heißen Kampfe mit den Kaiserlichen mit seinem Freunde Werner fiel. (Stälin, würtb. Geschichte 1. 482.)
Die Herren von Falkenstein, welche einen Widder im Wappen führten, sind seit 1273 bekannt; in diesem Jahr beschenkte Berthold, Edler v. F. das Kloster Offenhausen mit einem von ihm erkauften Hof in Engstlatt. Sonstige Namen in der Familie sind: Erkinger, Aigelwart, Erhard, Eglof etc. Den 9. Jan. 1347 belehnte K. Ludwig den Erkinger Aigelwart mit dem Bergwerk zu Kappel und am 24. Febr. d. J. siegelt Konrad von F. zu Ramstein eine Kl. Alpirsbacher Urkunde. Im Anfang des 15. Jahrhunderts waren diese Herren zeitweilig Pfandbesitzer von Schiltach und Sindelfingen. (Steinhofer 2. 490. 612). Aber nach dem Verkauf der Stammburg (s. vorn), 1444 und 49, kamen sie so herunter, da sie sich keine Freiherren mehr schrieben und unter dem gemeinen Adel sich verheiratheten. (Zimmerische Chronik 1. 379).
3. Die Burg Schilteck, nördlich von Schramberg, etwa ¼ Stunde von der Burg Schramberg entfernt, auf einem Granit-Vorsprung, der Teufelskapf genannt, gegen Osten ganz unzugänglich, gegen Westen nur durch einen schmalen Grat mit dem Gebirge zusammenhängend. Ihre Ringmauern bilden ein Rechteck, 50 Schritte lang, 22 Schritte breit. Gegen Westen steht ein noch etwa 60 Fuß hoher Thurm, 30 Fuß im Quadrat, aus prächtigen Buckelquadern erbaut, mit alten Steinmetzen Zeichen; die Zeit der Erbauung fällt um das Jahr 1200. Herren von Schilteck, ursprünglich herzoglich Teck'sche Lehensleute, erscheinen von 1274 bis zu Ende [sic!] des 14. Jahrhundert's. Wernher 1274 (Schmid, Pfalzgrafen von Tübingen), Hugo 1280, Jörg 1286 (Ruckgaber), Johann 1304 bis 1308 (würt. Jahrbücher),
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Albrecht † 1382. In diesem Jahr besaß Schilteck Eglof von Wartenberg (Langen).
4. Die Burg Berneck oder Tischneck liegt ½ Stunde weiter oben in der Berneck-Schlucht, auf der rechten Seite des Baches; es sind zwar nur noch wenige Spurgen vorhanden; aber die Felsmassen selbst sind so kühn und thurmartig gestaltet, daß man von unten die ganze Partie für Burg-Ruinen hält. Gänzlich verschwunden sind die Ueberreste der Burgen Altenburg und Thierstein.
5. Das Falkensteiner Kirchlein, dessen schon vorn in der Pfarr Chronik gedacht wurde, ist Privateigenthum und Begräbnißstätte der Gräflich v. Bissingen'schen Familie. Es ruhet dort bereits Maria, Gräfin von Bissingen, gest. im Jahr 1852. Im Jahr 1689 wurde schon dort beigesetzt die Wittwe des Obersten von Bissingen Kunigunde, Katharine von Nippenburg und in demselben Jahre ihre Schwester Salome. Der Hochaltar enthält einen mit Laubwerk verzierten Schrain, die Grablegung Christi darstellend, aus der Zeit von 1475-80, ein Werk von ergreifender Schönheit; die Gestalten sind stark aber wahr bewegt in trefflicher Holzschnitzerei; die Gesichter von tiefem Schmerzensausdruck. An der linken Chorwand hängen zwei gutgemalte, spätgothische Bildchen, Maria und Elisabeth und der englische Gruß. In früheren Zeiten wurde jährlich am Margarethentag eine Prozession von Lauterbach hieher veranstaltet; wo dann der Pfarrer von Lauterbach ein Amt hielt. Am Sonntag vor Gallus wurde vormals eine Debication auf dem linken Altare mit Vigilien gehalten, wobei jeder Priester ein Mittagessen und 1 Schilling Heller bekam.
Die Kirche hatte immer einen eigenen Mößmer und ein besonderes Mößmergut; das in ca. 11 Morgen Land bestand und erst 1818 von der Stiftung an Privaten verkauft wurde, nun aber wieder im Besitz der von Bissingen'schen Familie ist. Die Kirche wurde wieder eingeweiht nach einer im Altare befindlichen Urkunde durch den Konstanz'schen Suffragan Franz Carl Josef den
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2. August 1762 zu Ehren des Bischofs und Märtyrers St. Erasmus mit einem Ablaß auf 40 Tage für alle, welche diese Kirche jährlich am Gedächtnißtage ihrer Einweihung besuchen würden.
6. Der schon bei Rochus Merz erwähnte Bildstock am Schloßberg, wo nach der Volkssage der Gottseibeiuns den tyrannischen Ritter geholt haben solle.
7. In der Pfarrkirche, am Ende der Seitenschiffe rechts und links, befinden sich 4 alte renovirte Grabsteine der Gräfl. von Bissingen'schen Familie und zwar links der des 1. Bissingen, Hans Friedrich, K. K. Obrist und Stadtkommandant von Rottweil, † 1692 und der des Ferdinand Carl, K. K. Rath, † 7 April 1716. Rechts: Anno 1714 den 7. Jänner selig entschlafen die frei Reichshoch- und Wohlgeborene Maria Sophia, verw. v. Bodmann, geb. Freifräulein v. Bissingen zu Schramberg und Grundshaim. Der andere mit der Inschrift: Anno 1714, 9. Jener Ist in gottselig Entschlafen die frey Reichshochwohlgeb. Freilin Marie Eleonore Magdalene, Freyfreilin von Bissingen zu Schramberg und Grundshaimb im 14. Jahre ihres Alters u. s. w.
8. Vom Imbrand führt auf den höchsten Punkt der Gegend eine alte gepflasterte Straße, die Hohsteige, deren Fortsetzung jedoch nicht verfolgt werden kann; der Sage nach soll sie nach Straßburg geführt haben.
9. An sämmtlichen Kirchthürmen der alten Herrschaft Schramberg befindet sich das schöne in Stein ausgehauene Wappen der Gräflichen Familie v. Bissingen, welches nach kreisamtlichem Erlasse vom 25. Juni 1807, in welchem Jahre alle übrigen herrschaftlichen Wappen und Hoheitszeichen entfernt werden mußten, an den Kirchen, Portalen, Altären und Grabmälern verbleiben durfte.
10. Die alte Pfarrkirche ist ein unbedeutendes Bauwerk vom Jahre 1657; im Osten lehnt sich daran der dreistöckige, mit großer Zwiebelkuppel bedeckte Thurm mit 4 Glocken aus dem 18. Jahrhundert. Der Thurm gehört der Stiftung; die alte Kirche
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erkaufte die Gemeinde. Abgegangen sind die Orte: Gerunsbach und Sunderlingen, die ehedem in der Herrschaft lagen.
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