Waller-Chronik

Geschichte der Heiligenstiftung

Abschnitt III. behandelt die Geschichte der "combinirten Stiftung", also der sogenannten Heiligenstiftung (Mitte Seite 16 bis Seite 19).

 

III. Geschichte der combin. Stiftung.

Bezüglich der Gründung der gemeinschaftlichen Stiftung besagt der vorhandene Stiftungsbrief folgendes: "Wenn nun der frei Reichshochwohlgeborne Herr Erhard von Ramstein, Herr zu Schramberg, ungefähr annum 1390 die drei Pfarrkirchen, wie auch das Filial Hugswald angelegt, zumalen jede derer mit einem Widdumgut, auch mit jenen edlen Waldungen zu Wonnenberg und Lauterbach, der Trompacherwald genannt, dotiret, sofort dieselbe mit Klein- und Großfruchtzehnten zu Mariazell, Harth, Tischnegg, Sulgen, Liemberg, württ. Hof Lauterbach und Sulzbach, zu conservirung derselben und sustentirung des ehrwürdigen cleri beschenket, also habe auch kurz hienach der frei Reichshochwohlgeborne Herr Eguolf von Falkenstein, circa annum 1400 die daselbstige Filial, genannt Falkenstein mit jenem darumgelegenen Zehnten und Falkensteiner Wald, auch zugehörigen Feld ausgesteuert. Das Weitere haben anno 1550 der Hochwohlgeborene Herr Rochus Merz von Staffelfelden, Herr zu Schramberg, obberührte Filial Falkenstein in die Schramberger Kapellen mit alligen Stiftungen transferiret und solche in eine Pfarrkirche erhebet, sofort er selbe allegliche kleine und große Zehnten im Schramberger Thal nebst einen Drittheil

 

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von Zehnten in Thennenbronn überlassen und zur Ausspendung 32 1/2 Malter Molzern unter die Hausarmen, 7400 fl. vermachet communionem bonorum ecclesiasticorum und das ganze Heiligen Vermögen in eine massam geworfen und einen General-Schaffner zur Verwaltung derer conbinirten [sic!] Kirchengüter, Zins und Gefällen bestellt.

Kurz hienach ist diesem pio corpori als benannt anno 1580 durch den hochgeboren Herrn Wilhelm, Grafen von Zimbern der Laggendorfer Groß- und Kleinfruchtzehnten nebst der daselbstigen Filialkirchen beigebracht und pleno jure incorporirt worden. Nicht weniger ist zur sustentation des Pfarrers zu Schramberg gegen einen mit 2 Messen zu haltenden ewigen Jahrtag und an den Mößner hinaus zu zahlenden 16 Kreutzer ein Jauchert Wiesen oben im Schramberger Thal von Georg Müller anno 1676 vermachet worden.

Endlich haben auch anno 1739 der Hochgeborene Herr Josef Ferdinand von Bissingen das Alpirsbachische Filial Aichhalden in eine Pfarrei erhebet und zur sustentation eines jeweiligen Pfarrers 2000 fl. Capital, die Gemeinde Aichhalden nebst dem Pfarrhofsbauschilling 1000 fl. Capital zum fundo geschossen, auch ein Küchengärtle von dem Allmand abgetreten, den vollingen Allmand-Genuß zu Holz und zu Feld nebst alljährlich abzustatten habenden 12 fl. Milchgeld ewiglich zugesagt und versprochen.

Anno 1742 hingegen ist durch die hochgeborene Fräule Maria Claudia von Wolkenstein die obgedachte Molzerleistung mittelst eingelgten 800 fl. Capital auf 5 Personen mit 8 Malter 1 Simri vermehrt worden. Anno 1744 haben obgedachter Herr Graf Josef Ferdinand erst gesagte Stiftung um 500 fl. auf 3 Personen mit 4 Malter 7 Simri augmentiret. Anno 1756 Preißwürdige Regierung und Kammer ex mediis fabricae auf das Filial Laggendorf von Mariazell excurrirenden Subsidiarium gestiftet 2100 fl. Anno 1764 sind von mehrbelobter Fräul. Gräfin von Wolkenstein die Molzern Recipienten mit 2 Personen verstärkt, 3 Malter 2 Simri addiret und diesertwegen an Hauptgut

 

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350 fl. eingeworfen worden, daß also nunmehr alljährlich 48 Malter, 6 Simri unter die Hausarmen ausgespendet werden müssen. Anno 1767 hochgeborner Graf Ferdinand von Bissingen der Pfarrei Aichhalden 30 fl. addiret und mehrere legat verschaffet mittelst 1623 fl. 20 kr. Ferners auf Provision der Armen, welche die jura stolae nit zu zahlen vermögen, 1200 fl. Weiters sind der capellae regiae intactae fundirter Jahrtäge zugeflossen: der Pfarrei Mariazell wegen 26 Jahrtägen mit 32 Messen 790 fl., dem Filial Hugswald wegen jährl. 12 Messen von Graf Josef Ferdinand von Bissingen gestiftet 214 fl. der Pfarrei Lauterbach wegen 10 Jahrtägen mit 15 Messen 80 fl., der Pfarrkirche Sulgen wegen 17 Jahrtägen mit 24 Messen 590 fl., der Pfarrkirche Schramberg wegen 59 Jahrtägen mit 152 Messen 8817 fl. 20 kr. der Pfarrkirche Aichhalden wegen 23 Jahrtägen mit ebenso vielen Messen 480 fl., wie in der fassion specifice ersichtlich eine Stiftung 29,524 fl. 40 kr. überkommen, nebst erhausen 13,898 fl. 26 kr. - soweit der Stiftungsbrief."

Gegenwärtig besitzt die combinirte Stiftung ein Capital-Vermögen von 145,000 fl. und haben daran Antheil die ehemaligen Herrschaftsorte: Schramberg, Lauterbach, Aichhalden, Mariazell (mit Hardt), und Sulgen und außerdem theilweise Lackendorf. An Gärten, Wiesen, Aeckern und Wald besitzt die Stiftung in den genannten Orten ein Areal von über 800 Morgen, worunter über 500 Morgen Wald. Ueberdieß hat sie ein bedeutendes Vermögen in Kirchen, Pfarrhäusern, Mößnerwohnungen, sammt einem werthvollen Inventar an Orgeln, Paramenten, Instrumenten, Musikalien etc. wogegen der combinirten Stiftung die Bauslasten an all den genannten Gebäuden, sammt der Besoldung der Geistlichen und Mößner in den Herrschaftsorten, namhafte Betheiligung an den Lehrersbesoldungen, Bestreitung sämmtlicher Cultkosten u. s. w. obliegt, so daß die Capitalzinsen und der geringe Erlös aus verkauften Hölzern (das meiste muß zu Besoldungsholz in Natura abgegeben werden) seit der Zeit der Ablösung kaum hinreicht, alle Bedürfnisse zu decken;

 

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ein etwaiges Deficit aber müßten die einzelnen Gemeinden übernehmen. Ehedem gehörte der Stiftung: der große und kleine Zehnten von Hinter-Aichhalden, Hardt, Lauterbach, Weiler, Lakendorf, Mariazell, Schramberg und Sulgen, sowie der Heu- und Oehmd-Zehnte zu Schramberg, Mariazell und Weiler.

Die Einnahmen der Stiftung betragen nach 6jährigem Durchschnitt 10,900 fl., welche auch jeweils vollständig verausgabt werden, während die Einnahmen vor der Ablösung jährlich fl. 15-18,000 betragen hatten.

Die Ober-Aufsicht und das Verwaltungsrecht der "Heiligen-Fabrik" stand bis zum Jahr 1806 den Herrschafts-Besitzern zu, welche den "herrschaftlichen Kirchen- oder Heiligen Kasten Vogt" bestellten. Von 1806-1819 übte der Staat die Verwaltung aus.

Seit dieser Zeit übt die Regierung durch das gemeinsch. Ober-Amt das Aufsichts-Recht, die Verwaltung der Stiftungsrath aus - bestehend aus dem Oberamtmann und Dekan, und sämmtlichen Orts-Vorstehern und Deputirten der Herrschafts-Orte, sowie dem jeweiligen, eigens aufgestellten Rechner der Stiftung - unter dem Namen: combinirte Stiftung Schramberg.

 

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