Waller-Chronik

Geschichte der Herrschaft Schramberg (Teil 3)

Die Zeit der Freiherren und Grafen von Bissingen ist das Thema der Seiten 9 bis 13.

 

Originalseite 9 der Waller-Chronik

 

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[..] Viktoria v. Rupp und Falkenstein, schon früher verstorben war, so sollte eigentlich der einzige Sohn dieses L. Anton - Josef Cajétan - in das Lehen eintreten (L. Anton war gleichzeitig mit Josef Ferdinand in den Reichsgrafenstand erhoben worden.)
1763Allein dieser Josef Cajétan, Graf von Bissingen-Nippenburg, vermählt am 31. April 1748 mit Amalia Gräfin von Spaur, verfiel einige Jahre nach seiner Vermählung in eine Geisteskrankheit, die ihn bis zu seinem, am 11. Januar 1791 erfolgten Tode nicht mehr verließ und so bezeichnete obiger Graf Josef Ferdinand in seinem Testamente die beiden Söhne des Josef Cajétan, nämlich Ferdinand und Ernst, als seine Erben und ward die Vormundschaft über dieselbem und die Administration des Vermögens mit Dekret der Vorder Oestr. Regierung, Freiburg, dd. 5. Dez. 1763, deren Mutter, Gräfin Amalia von Bissingen, geb. Spaur, unter Mit-Vormundschaft des Freiherrn Joseef von Landsee, Kais. Kammerrath und Stadthauptmann von Konstanz übertragen.
1773Im Jahr 1773 war Ernst, Graf von Bissingen Nippenburg in den geistl. Stand getreten (nachmals Bischof von Jaßy, Großprobst in Constanz und dann Bischof von Waitzen, Ungarn).
Graf Ferdinand Ernst Maria Anton von Bissingen wurde nun in diesem Jahre mit venia aetatis für großjährig erklärt und in den Besitz und die Administration der Herrschaft Schramberg eingesetzt.
Derselbe war geboren am 2. Februar 1749 zu Innsbruck, wo damals sein Vater, oben genannter Cajétan Josef, Kämmerer und Regierungsrath bei der Ober- und Vorderösterrechischen Regierung war; besaß vorzügliche Anlagen und erhielt eine vortrefliche Erziehung. Ferdinand Ernst Maria Anton studirte zu Konstanz, Freiburg und Würzburg mit ausgezeichnetem Erfolge. Die Vorbereitung zum höhern Staatsdienst erstand Graf Ferdinand beim K. K. Hofkammergericht zu Wetzlar, wurde Churfürstl. Cölnischer Kämmerer, 1787-91 Landvogt in Ober- und Hohenberg in Rottenburg a. N., im Jahr 1791 K. K. Kämmerer und Hofrath,
 
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1792 Ober-Landescommissär bei der K. K. Rhein-Armee; 1794 Präsident der vorderöstreichischen Landrechte; 1797 Landes-Gouverneur von Tyrol aus [berichtigt: und] Vorarlberg; 1802 Hofcommissär und General-Gouverneur der Venetianischen Provinzen; 1805 Präsident der Niederöster. Regierung in Wien; 1809 Uebernahms-Hofcommissär in den Provinzen Steiermark und Kärnthen; 1810 Landes Gouverneur dieser Provinzen; 1815 Landes-Gouverneur von Tyrol und Vorarlberg; 1816 zugleich Landeshauptmann daselbst. Am 26. Sept. 1819 wurde Graf Bissingen nach beinahe 33jährigem ausgezeichneten Wirken pensionirt.
Im Jahre 1789 wurden die beiden Besitzungen Grunzheim und Wilnhofen an Fürst von Taris verkauft; dagegen acquirirt: Dotternhausen und Rosswangen.
Graf Ferdinand war vermählt am 19. Febr. 1774 mit Maria Anna, Freiin v. Stotzingen, welche am 14. August 1792 starb mit Hinterlassung eines Sohnes, Graf Ernst.
Er vermählte sich zum 2ten Male am 8. Jan. 1798 mit Gräfin Therese von Thurn-Balsassina und Taris, aus welcher Ehe enttsproßte: Graf Maria Cajétan Alexander v. Bissingen-Nippenburg.
Graf Ferdinand war K. K. Kämmerer, wirklicher geheimer Rath, Großkreuuz des K. U. St. Stefans Ordens, Inhaber des goldenen Civil-Ehrenkreuzes, Indigena von Ungarn, Landstand in verschiedenen Provinzen Oesterreich's, Ehrenbürger der Städte Wien, Bregenz, Bludenz, Feldkirch u. s. w., Ehrenmitglied der bildenden Künste in Wien.
Im Jahre 1819 erhielt er in Anerkennung seiner dem Staate dargebrachten vielseitigen Opfer eine königl. ungarische Kameralherrschaft (donatio regia mixta), bestehend aus den Gütern: Tam, Csorda, Merisina und das Prädium Udoa-Szàllà's.
Da Graf Ferdinand bei Abschluß des Pressburger Friedens 1805 in höherem Oestr. Staatsdienste stand, übertrug er die
 
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1807Verwaltung Schramberg seinem ältesten Sohne (1te Ehe) Graf Ernst v. Bissingen-Nippenburg, K. K. Kämmerer und Rittmeister, zuerst im Wege der Vollmacht, bis er im Jahre 1807 dieselbe dem genannten Sohne Ernst gänzlich überließ.
Graf Ferdinand beschloß sein thatenreiches Leben am 22. April 1831 im 83. Lebensjahr zu Innsbruck.
Im Jahr 1814 wurden die Besitzungen Dotternhausen u. Rosswangen an Frhr. von Cotta verkauft.
Unter der Verwaltung Graf Ernst's entstand eine Debit-Verhandlung, welche mit einem Vergleiche im Jahre 1833 endigte. Graf Ernst hielt sich meist in Ungarn auf, wo ihm sein Vater schon im Jahr 1823 das Dorf Merisina überlassen hatte; die übrigen ungarischen Güter fielen durch Testaments-Verfügung dem 2. Sohne (aus 2. Ehe) Graf Cajétan zu; während die Herrschaft Schramberg vormundschaftlich durch Baron Cotta nebst Obertrib. Proc. Dr. Schott verwaltet wurde - für den minderjährigen Sohn Ennst's - Graf Anton.
1834Im Jahr 1834 tauschten die beiden genannten Brüder Ernst und Cajétan laut Familien-Vertrag vom 25. Sept. ihre beiderseitigen Besitzungen, so dass Graf Ernst sämmtliche ungarischen Besitzungen, Graf Cajétan Maria aber die Herrschaft Schramberg übernahm. (Graf Ernst starb am 1. Mai 1835).
Zugleich errichteten die Mitglieder der Gräflich v. Bissing'schen Familie einen Familien Vertrag, durch welchen die Herrschaft Schramberg, ein Kunkellehen, zu einem Fideikommiß erklärt wurde, in welchem der Mannsstamm des gegenwärtigen Besitzers und nach dessen Erlöschen der Mannsstamm seines Bruders Ernst in Ungarn, mit Ausnahme des weiblichen Geschlechtes der im Mannsstamm ausgestorbenen Linie und erst nach dem Aussterben des Mannsstammes beider Linien das weibliche Geschlecht im Besitz succediren solle; auch darf die Herrschaft ohne die Zustimmung der Agnaten und Cognaten weder verpfändet noch belastet werden.
Graf Maria Cajétan Alexander, geb. 18. März 1806,
 
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Doktor der Rechte, war von 1848-55 K. K. Statthalter in Tyrol; von 1855-60 K. K. Statthalter von Venedig.
Graf Cajétan v. Bissingen-Nippenburg ist K. Oestr. Kämmerer und wirklicher Geheimrath, Excellenz, Ritter des K. K. Ordens der eisernen Krone I. Cl., Großkreuz des würtemb. Friedrichs-, des K. Sächsischen Verdienst-, des Neapolitan., St. Georgs-, des päpstlichen Gregor-Ordens, Ehrenritter des Malteser-Ordens, Indigèna, Landstand, Ehrenbürder von Innsbruck, wiederholt Rittersch. Abgeordneter in die würtemb. Ständeversammlung; Reichstags-Abgeordneter.
Vermählt seit 10. Aug. 1834 mit Louise Freiin v. Warsberg, Palastdame der Kaiserin von Oestreich, Sternkreuz- und Malteser Ordensdame.
Zog sich im Jahr 1860 aus dem Oestreich. Staatsdienst mit Pension zurück und lebt seitdem mit seiner hohen Familie in Schramberg.
 
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