Der Inzuchtkoeffizient

Der Inzuchtkoeffizient, oft gleichbedeutend als "Verwandtschaftskoeffizient" bezeichnet, ist ein zahlenmäßiger Ausdruck für die Wahrscheinlichkeit, dass die jeweils im Doppel bei einem zweigeschlechtlichen Lebewesen vorhandenen Erbanlagen (Gene) durch Abstammung identisch sind, d. h. vom selben Vorfahr abstammen. Grob gesagt, gibt der Inzuchtkoeffizient die Wahrscheinlichkeit an, mit der ein Gen des Probanden herkunftsgleich ist. Damit ist der Inzuchtkoeffizient auch ein Maß des Ahnenverlustes in einer Ahnenliste. Ein Koeffizient von, sagen wir, F = 5.75%, besagt also, daß erwartungsgemäß 5.75% der Allele der entsprechenden Person gleich sind und 94.25% verschieden.

Für Bevölkerungen, Berufsgruppen usw. ist auch die Bildung eines Mittelwertes über alle Angehörigen der Bevölkerung bzw. Teilbevölkerung möglich. Um den Koeffizienten berechnen zu können, muss der Grad der Blutsverwandtschaft der Ahnen bekannt sein. Dadurch sind Aussagen stets nur in einer bestimmten zeitlichen Tiefe möglich, denn bald werden alle Berechnungen durch fehlende Ahnen zu Schätzungen mit einem mehr oder weniger großem statistischen Fehler.

Eine sinnvolle und einfache Möglichkeit, den Inzuchtkoeffizienten für Menschengruppen oder auch Einzelpersonen zu schätzen, ergibt sich aus der Verwendung der Familiennamenhäufigkeiten der Vorfahren, d. h. aus der Wahrscheinlichkeit der Isonymie.

In räumlich oder sozial eingeengten Personengruppen, wie z. B. dem Hochadel, religiösen Minderheiten oder in abgelegenen Gebieten ist der Inzuchtkoeffizient höher als in anderen Gruppen. Doch auch hier bewegen sich die Werte meist deutlich unter 12,5% (dem Wert für Nachkommen von Onkel und Nichte, einer nach bürgerlichem deutschen Recht erlaubten Verbindung)

 


 

Die Inzuchtkoeffizienten in meiner Ahnentafel [Stand August 2004]

Im folgenden ein kurzer Überblick über die Ergebnisse der Berechnung der Inzuchtkoeffizienten in 4 Generationen meiner Vorfahren. Die Koeffizienten der einzelnen Personen steigen hier wie in der gesamten Ahnentafel nirgends über einen Wert von 7% und bleiben in über 99% der Fälle unter einem Wert von 1%. Natürlich spielt bei den einzelnen Angaben der jeweilige Erforschtheitsgrad der Ahnentafel eine Rolle. Wessen Vorfahren nicht oder nur rudimentär erforscht wurden, dessen Inzuchtkoeffizient kann auch nicht korrekt bestimmt werden. Dies ist z. B. bei Fridolin Hinger (16), Elisabetha Hank (17), Maria Dilger (21) und Johannes Schneider (22) - und damit natürlich noch mehr bei deren Eltern - der Fall:

Proband

(1) Martin Dilger: 0,01%

Durchschnitt: 0,01%


Eltern

(2) Dieter Dilger: 0% (3) Ursula Kopp: 0,10%

Durchschnitt: 0,05%


Großeltern

(4) Werner Hinger: 0%
(5) Klara Dilger: 0%
(6) Fritz Kopp: 0,03%
(7) Sofie King: 0,46%

Durchschnitt: 0,12%


Urgroßeltern

(8) Stefan Hinger: 0%
(9) Josefine Roming: 0,06%
(10) Eugen Dilger: 0%
(11) Maria Schneider: 0,01%
(12) Johannes Kopp: 0,02%
(13) Josefine Trost: 0%
(14) Karl King: 0,02%
(15) Sophia Reiner: 0,05%

Durchschnitt: 0,02%


Ururgroßeltern

(16) Fridolin Hinger: 0%
(17) Elisabeth Hank: 0%
(18) Felix Roming: 0%
(19) Maria Sohmer: 0,02%
(20) NN
(21) Maria Dilger: 0%
(22) Johannes Schneider: 0%
(23) Regina Schleh: 0,03%
(24) Wendelin Kopp: 6,26%
(25) Scholastika Schmid: 0%
(26) Friedrich Trost: 0,09%
(27) Maria Obergfell: 0,20%
(28) Lorenz King: 0,40%
(29) Klara Storz: 0,28%
(30) Wilhelm Reiner: 0%
(31) Helene Roming: 0%

Durchschnitt: 0,46%


Urururgroßeltern

(32) Xaver Hinger: 0%
(33) Josefa Reich: 0%
(34) NN
(35) Theresia Hank: 0%
(36) Felix Roming: 0%
(37) Agatha Zehnder: 0%
(38) Leo Sohmer: 0,05%
(39) Scholastika Reuter: 0%
(40) NN
(41) NN
(42) NN
(43) Waldburga Dilger: 0%
(44) NN
(45) Anna Maria Schneider: 0%
(46) Andreas Schleh: 0,31%
(47) Regina Klumpp: 0,49%
(48) Lorenz Kopp: 0,03%
(49) Adelgunde Kimmich: 0%
(50) Andreas Schmidt: 0%
(51) Maria Anna King: 0%
(52) Ferdinand Trost: 0,05%
(53) Theresia Herzog: 0,05%
(54) Jakob Obergfell: 0,39%
(55) Catharina Lehmann: 0,78%
(56) Andreas King: 0,42%
(57) Theresia Moosmann: 0,54%
(58) Andreas Storz: 0%
(59) Agatha Flaig: 6,26%
(60) Xaver Reiner: 0%
(61) Karolina Binder: 0%
(62) Jakob Roming: 0,10%
(63) Amalia Emminger: 0%

Durchschnitt: 0,30%

Der hohe Wert bei Wendelin Kopp (24) kommt durch die nahe Verwandtschaft der Eltern zustande: Die Mutter Adelgunde geb. Kimmich (49) ist nämlich eine Cousine des Vaters Lorenz Kopp (48).
Ein ähnlicher Fall liegt bei Agatha Fleig (59) vor. Mathias Auber (geb. 1718) und Anna Maria Lamprecht (geb. 1726) tauchen nämlich zweimal unter ihren Urgroßeltern auf.

Siehe auch: Das Phänomen des Ahnenschwunds, Implexe in meiner Ahnentafel.