(Un-)Vollständigkeit der Ahnenliste und typische Abbruchwahrscheinlichkeiten

Die Vollständigkeit einer Ahnenliste wird gekennzeichnet durch den prozentualen Anteil der bekannten Ahnen an den theoretisch möglichen Ahnen der jeweiligen Generation.

Während man als Genealoge/-in in den ersten Vorfahrengenerationen für gewöhnlich recht rasch vorankommt, sich der Ahnenzuwachs in einer bestimmten Forschungsphase sogar relativ beschleunigt, erhöht sich der Aufwand in zeitlich weiter zurückliegenden Generationen immer mehr, weil die Ahnen über einen größeren Raum verteilt sind und die Quellenlage in der Regel immer schlechter wird. Auch in der Genealogie gilt das ökonomische "Gesetz vom abnehmenden Zuwachs": Von einem bestimmten Punkt an muss ein immer größerer Aufwand getrieben werden, um weitere Ahnen zu finden. Dabei handelt es sich um eine statistische Feststellung, die im Einzelfall (etwa nach Überwindung eines Toten Punktes schon bei den Urgroßeltern) auch einmal anders sein kann.

Die Ahnentafel des Autors zeichnet ein interessantes Merkmal aus, das bei Genealog(inn)en allerdings überhaupt nicht beliebt ist und das die Möglichkeit einer vollständigen Ahnenliste praktisch unmöglich macht:

Der Urgroßvater Eugen Dilger wurde 1886 als uneheliches Kind von Maria Dilger aus Fischbach im Hochschwarzwald, heute zur Gemeinde Schluchsee gehörig, geboren. So weit nichts Ungewöhnliches. Uneheliche Kinder gab's auch in der guten alten Zeit des 19. Jahrhundert zuhauf. Daß allerdings auch die erwähnte Maria (* 1859) und darüber hinaus auch noch deren Mutter Waldburga (* 1841) als uneheliche Kinder geboren wurden, ist schon bemerkenswert. Drei Generationen nacheinander wurde der Familienname der Mutter weitergegeben. Damit dürfte auch klar sein, warum ich damit keine Freude habe. Denn in allen drei Fällen ist der leibliche Vater des Kindes nicht bekannt. Damit fallen diese Linien für die Forschung in aller Regel aufgrund fehlender Unterlagen weg. In der nachstehenden Tabelle drückt sich dieser Sachverhalt in der Spalte "Erforschbares Maximum" - wie ich es mal nennen will - aus, einem Maximum, das von Ahnentafel zu Ahnentafel natürlich individuell verschieden ist. Das "Tatsächlich Erforscht" gibt den Stand von März 2007 wieder.

 

Unbekannte Vaterschaft als Ursache der Unvollständigkeit der Ahnenliste des Autors (März 2007):

Generation Nr. Theoretisches
Maximum
Erforschbares
Maximum
1 1 1
2 2 2
3 4 4
4 8 8
5 16 15
6 32 27
7 64 52
8 128 104
9 256 208
10 512 416

 

Derzeitige Unvollständigkeit der Ahnenliste über 16 Generationen(März 2007):

GenerationTheoretisch erreichbarTatsächlich erreichtAnteil in %
111100%
222100%
344100%
488100%
5161594%
6322784%
7645281%
812810481%
925619576%
1051229558%
11102442942%
12204859629%
13409654113%
1481923334%
15163842171%
16327681550%

 

Unter der Abbruchwahrscheinlichkeit versteht man die Wahrscheinlichkeit, mit der Vorfahren aus einer bestimmten Zeit unbekannt sind.

In jeder Generation verdoppelt sich zwar die Zahl der Vorfahren, je nach Quellenlage und Intensität der Forschung ist aber davon nur ein Teil bekannt. Die Wahrscheinlichkeit, dass von dieser Summe der Vorfahren jemand unbekannt ist, ist Anfang des 20. Jahrhunderts fast 0,00 (das heißt, alle Vorfahren sind bekannt) und nähert sich bis um 1500 in allen nicht-adeligen Schichten dem Wert 1,00.

Für die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts ergab eine repräsentative Auswertung von Ahnenlisten der Deutschen Zentralstelle für Genealogie folgende Abbruchwahrscheinlichkeiten: Landbevölkerung 0,31, Stadtbevölkerung 0,28. Bei der Landbevölkerung haben die niedrigsten Werte der Adel mit 0,03 und die Pfarrer mit 0,11. Die höchsten Werte (um 0,40) weisen mobile Berufe des Landhandwerks und die "Geschulten" auf dem Lande (Schulmeister, Verwalter u.s.w.) auf, bei denen größere Wanderungsentfernung mit schlechter Quellenlage gekoppelt sind.