Generationenabstände seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts

Unter dem Generationenabstand oder der Generationenspanne versteht man den mittleren Abstand zwischen den Geburtsjahren der Eltern und deren Kinder in Jahren.

 

Allgemeines

Entsprechend den Unterschieden im mittleren Heiratsalter von Mann und Frau ist die Generationenspanne zum Vater üblicherweise größer als zur Mutter. In der Mutterlinie ergibt sich deshalb in zehn Generationen etwa eine Generationenspanne mehr als in der Vaterlinie.

Vor 1800 betrug der mittlere Generationenabstand in Deutschland und Europa noch über 30 Jahre. Um die Mitte des 20. Jahrhunderts sank er um einige Jahre, weil die Mehrzahl der Kinder von Müttern unter 25 Jahren geboren wurde, die dann kaum noch weitere Kinder hatten. Früher waren noch zahlreiche Kinder von Müttern über 30 oder auch 40 Jahren geboren worden. In den letzten beiden Jahrzehnten hat sich dieser Trend in Deutschland wieder umgekehrt und der Generationenabstand ist wieder gewachsen.

 

Am Beispiel

Am Beispiel der Ahnenliste des Autors mit Vorfahren insbesondere aus dem Gebiet des mittleren Schwarzwaldes und des oberen Neckars soll die Entwicklung der Generationenspanne über vier Jahrhunderte exemplarisch dargestellt werden. Die Jahreszahlen auf der x-Achse sind das arithmetische Mittel der Geburtsjahre einer Generation. Ein Beispiel: Die Ururgroßelterngeneration des Autors- also vier Generationen zurück - wurde um das Jahr 1859 herum geboren. Die Eltern dieser Generation waren, wie die gelbe Markierung auf der Linie anzeigt, im Durchschnitt 33 Jahre alt.

Generationenabstände in der Ahnentafel von Stefan und Martin Dilger

Auch hier wird die o. g. Verringerung des Abstandes in der Nachkriegszeit erkennbar. Interessant ist, dass in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges ebenfalls eine Verringerung der Generationenspanne festzustellen ist. Bei aller statistischer Ungenauigkeit, die man wegen der in jener Zeit schon zunehmend fehlenden Kirchenbücher berücksichtigen muss, können doch mindestens zwei objektive Gründe für die damalige Entwicklung angeführt werden.

Erstens: Die Zeit der für die Zivilbevölkerung verlustreichsten Kriegshandlungen im mittleren Schwarzwald und am oberen Neckar waren die Jahre zwischen 1632 und 1635. Der verheerende Ausbruch der Pest um das Jahr 1635 machte die Sache noch schlimmer. Väter und Mütter der Generation kurz nach der Jahrhundertwende starben im besten Familienalter.

Zweitens: Das Heiratsalter ging in den Jahren von 1630 bis 1640 dramatisch zurück - eine direkte Auswirkung der hohen Sterberaten. Auf vielen Höfen war der Lehensträger gestorben, eventuell kurz darauf auch sein Nachfolger. Die nachrückenden Söhne mussten einspringen, damit der Hof nicht verwaiste.

In der Zeit nach 1645 pendelte sich der Generationenabstand wieder auf einen Wert von 33 bis 34 Jahren ein.