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Wanderung Alpirsbach — Schramberg — Bernecktal
Alpirsbach — 20 Min. Rötenbach — 1 St. 40 Min. Schänzle — 25 Min. Zollhaus [— 1 1/4 St. Schiltach, zus. 3 St. 40 Min.] — 1/2 St. Aichhalden — 1 1/2 St. Schramberg — 1 St. Bernecktal — Teufelsküche — 35 Min. Falkenstein — 40 Min. Schramberg, zus. 6 St. 40 Min.
Die Wanderung nimmt ihren Beginn in Alpirsbach, 442 m, 1653 Einw., (Löwe, Bahnhofhotel, Schwan, Rebstock, Engel).
Alpirsbach hat eine malerische Lage im oberen Kinzigtal und wird wegen seiner berühmten Klosterkirche wie als Luftkurort viel besucht. Das einst bedeutende Benediktinerkloster wurde 1095 von den Grafen Adalbert von Zollern, Alwig von Sulz und Rotmann von Hausach gegründet und vom Papst 1101 zur Abtei erhoben. Seine Schirmvögte waren zuerst die Zollern, später die Herzoge von Teck, seit dem 15. Jahrhundert die Grafen von Württemberg. Im Bauernkrieg 1525 wurde das Kloster, das vorher schon zweimal große Brände erlitten, von den Bauern geplündert und teilweise verbrannt. Nach Einführung der Reformation wurde das reiche Kloster 1538 Württemberg einverleibt; sein berühmtester evangel. Abt war Johann Albrecht Bengel um 1750. Die herrliche Klosterkirche, ein Werk der Hirsauer Bauschule, ist eine romanische dreischiffige Säulenbasilika von gewaltiger Ausdehnung. An der Außenseite befinden sich Reliefbilder und Wappen, in der Vorhalle ein Mammutzahn und -rückenwirbel, sowie ein Relief Kaiser Wilhelms I. und eine Gedenktafel an den Besuch des deutschen Kronprinzen Friedrich am 28. Sept. 1885. Das Rundbogenfeld des Portals zeigt Christus und den Stifter Adalbert von Zollern mit seiner Gemahlin. Sehenswert ist das geschnitzte Gestühl aus dem 12. und 15. Jahrhundert, der Hochaltar mit reicher Holzschnitzerei und der Chor mit neuen Glasgemälden. Die Krypta enthält die Grabstätte des Stifters, des ältesten Hohenzollern, sowie Grabmäler von Aebten und Wandmalereien aus dem 12. Jahrhundert. Die teilweise ins 11. Jahrhundert zurückreichende Kirche wurde 1880 erneuert. Ziemlich gut erhalten ist das Dorment mit den Klosterzellen und der spätgotische Kreuzgang von 1483 mit Resten des romanischen aus dem 12. Jahrhundert. — Der Mesner wohnt gegenüber dem Klostereingang in der sogen. "Burg", einem alten Steinhaus, einst Wohnung des Schirmherren. In der Nähe steht das Rathaus, ein hübscher Arkadenbau, von Herzog Christoph 1566 errichtet. Hinter der Klosterkirche befindet sich das schöne neue Schulgebäude.
Von Alpirsbach geht man vom Bahnhof kommend ins Städtchen, beim Löwen rechts (links geht's am Rathaus vorbei zur Klosterkirche), bald über die steinerne Kinzigbrücke, dann rechts, oberhalb des Friedhofs hin (schwarz-rot <>). Bald nachher folgt man bei der Wegteilung dem ebenen Fahrweg weiter nach Rötenbach, 416 m (Löwe). Das neue Rathaus ist ein hübscher Fachwerkbau; in der Nähe steht das neue Schulhaus (von 1909), eine Zierde des Dorfes.
Vor den letzten Häusern geht's links, vor Verlassen des Orts rechts (Wegw.) über den Rötenbach, dann den Feldweg am Friedhof steil und schattenlos empor zum Wald, nun den besseren Waldweg aufwärts. Nach Austritt aus dem Wald wandert man über den Hof, nachher die Straße rechts, beim zweiten Hof wieder rechts (statt geradeaus weiter). Bei einer dreistämmigen Fichte folgt man dem zweiten Weg halbrechts in den Wald, hält nach 5 Min. bei der Wegteilung links, beim Austritt aus dem Wald wie-der links mit schönen Ausblicken auf die Waldberge ums Kinzigtal; rechts sieht man Schenkenzell, talabwärts Schiltach mit der großen Kirche. Der Wiesenweg führt wieder zum Wald, hier links (statt geradeaus weiter), nach 2 Min. rechts am Waldrand hin. Links öffnen sich herrliche Blicke auf die Alb, aus der besonders der Roßberg aufragt. Nach einigen Minuten gehe man nicht in den Wald, sondern am Waldrand weiter, bald zwischen den Feldern hin, nachher den Feldweg rechts zum Wald. Die nun folgende Strecke erfordert wegen der schlechten Wege und der vielfach zerstörten Bezeichnungen andauernde Aufmerksamkeit. Man geht durch den Wald abwärts, bald bei vierfacher Wegteilung den Hohlweg hinab, gleich danach bei der Wegkreuzung den Hohlweg kurz rechts und sofort den geringen ausgeflößten Pfad links hinab. Gleich darauf wird ein Holzabfuhrweg überschritten und auf dem breiten Weg in Kürze das Kirnbächlein erreicht, bei dem der Wiesenpfad zum Wald emporführt. Im Wald folgt man dem Fußpfad steil aufwärts, der später in einen breiteren Weg übergeht, biegt nachher nicht rechts, sondern setzt den Grasweg geradeaus fort. Beim Austritt aus dem Wald geht man am, Waldrand links, an der Feldscheuer rechts, gleich darauf vor dem Hof Brandsteig links zum Wald. Hier befindet sich rechts im Wald das Schänzle, 695 m, einst kleine römische Militärstation, Fundort des Altars der Diana Abnoba, d. h. des Genius des Schwarzwalds. Man entdeckt im dichten Gestrüpp noch spärliche römische Mauerreste und einen ehemaligen Brunnen; der Abstecher ist jedoch nicht lohnend. Von der Paßhöhe der Brandsteig genießt man eine prachtvolle Fernsicht auf die Schwarzwaldhöhen ums Kinzigtal bis zu den Vogesen, gegen Süden auf die Alb.
Man folgt nun dem schmalen Fußpfad halbrechts in schnurgerader Richtung durch den Wald bis zur Straße. (Hier münden von links die Zugangslinien — blau-gelb <> — von Oberndorf, Sulz und Horb.) Die Straße führt rechts (schwarzrot <> in 6 Min. zum Zollhaus (Waldhorn), 721 m, einem ganz hervorragenden Aussichtspunkt. Schon beim Austritt aus dem Wald öffnet sich ein wundervoller Blick ins Kinzigtal und auf die kulissenartigen Waldberge ringsum. Besonders schön zeigen sich die Höhen jenseit des Kinzigtals: rechts ganz nahe der Teisenkopf, gegenüber einige Höfe von St. Roman am Fuße des Staufenkopfs, nach links die Kuppen ums Wolftal, der schöngeformte Hohenlochen bei Wolfach, der Große Hundskopf, in der Ferne der Brandenkopf mit dem Turm und die Nillköpfe bei Haslach. Im Hintergrund der Kinzigtalöffnung erscheinen die Vogesen.
Bei heißem Wetter empfiehlt es sich, den schönen Waldweg nach Schiltach einzuschlagen. Am Zollhaus vorbei folgt man dem Sträßchen geradeaus (rot-gelb <>) über die württembergisch-badische Grenze, gleich nachher nicht dem Bettelmännchenweg (schwarz-rot Z) scharfrechts, sondern geradeaus abwärts mit herrlichen Blicken auf die Bergland-schaft ums Kinzigtal, bald durch schönen Tannenwald. Das Sträßchen führt an einem strohbedeckten Haus (Brunnen) vorbei; später öffnet sich beim Hof "Auf der Steig" ein prächtiger Blick auf die vielgestaltigen Waldberge des Schiltachtals, nachher rechts auf Schenkenzell im Kinzigtal. Nach 1/4 St. vom letzten Hof verlässt man bei der Ruhebank im Sattel (schöner Blick ins Schiltachtal!) das Sträßchen und folgt dem Fußweg rechts durch den Tannenwald auf der Seite des Kinzigtals. Bald nach Wiederbetreten des Sträßchens zweigt halblinks ein Fußweg ab, der in 3 Min. zur Ruine Schiltach führt (1 St. vom Zollhaus). Auf einem Holzsteg gelangt man über den ehemaligen Burggraben zum Pavillon an der Stelle der Burg, von der nur noch einige Mauerreste erhalten sind. Wann die Burg, deren Geschichte mit derjenigen der Stadt zusammenhängt, zerstört wurde, ist nicht bekannt. Hübsch ist der Blick auf Schiltach, in das Kinzig- und das walderfüllte Schiltachtal. Von der Granitmauer jenseit des in Anlagen verwandelten Burghofs hat man einen freieren Blick auf die Stadt.
Man kehrt zum Sträßchen zurück und folgt diesem hinab nach Schiltach, 332 m, 1902 Einw., (Krone, Engel, Bär, Bahnhof, Adler). Das altertümliche Städtchen hat eine malerische Lage am Einfluß der (von Schramberg kommenden) Schiltach in die Kinzig. Burg und Stadt gehörten ursprünglich den Herzogen von Teck und kamen von Herzog Friedrich 1371 an den Herzog Konrad von Irslingen. Graf Eberhard der Greiner von Württemberg erwarb Schiltach 1381. Der letzte Herzog von Irslingen starb hier 1446 völlig verarmt. 1534 und 1590 brannte die Stadt gänzlich ab. Von Württemberg ging Schiltach 1810 an Baden über. — Die schöne evangelische Kirche wurde 1840 im byzantinischen Stil erbaut; oberhalb der Stadt steht die kleine katholische Kirche von 1898. Das Rathaus ist ein zierlicher Staffelgiebelbau mit Torbogen; weiter unten steht der Adler, ein altertümliches Holzhaus "zum hohen Haus" mit Erker von 1604; auch an der Schiltachbrücke steht ein altes Holzhaus. — Schiltach hat bedeutenden Holzhandel und große Sägewerke und wird als Sommerfrische besucht.
Zum Bahnhof führt der Weg am Rathaus und Adler vorbei, beim Engel über die Schiltachbrücke, unterhalb der schönen Kirche über die Kinzig zur Station.
Von Schiltach fährt man mit der Bahn durch das malerische Schiltachtal nach Schramberg (siehe nachstehend), oder durch das Kinzigtal über Wolfach nach Hausach.
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Tritt man die Wanderung von Schiltach aus an (zum Zollhaus 1 1/2 St.), so geht man vom Bahnhof an der Kinzig aufwärts, an der stattlichen Kirche vorbei, dann über die Schiltachbrücke, beim Engel geradeaus (rot-gelb <>; rechts führt rot <> auf den Mooswaldkopf). Gleich danach geht's beim Adler die gepflasterte Steige steil aufwärts, am Rathaus und an mehreren altertümlichen Holzhäusern vorbei. Beim letzten Haus folgt man dem oberen Fahrweg, von dem 2 Min. später scharfrechts ein Fußpfad zur Ruine Schiltach abzweigt (20 Min. vom Bahnhof). Zum Sträßchen zurückkehrend, setzt man dieses noch 2 Min. fort, wählt beim Erreichen des Waldes den ansteigenden Fußweg links durch den Wald und genießt beim Betreten des Sattels einen prachtvollen Blick auf die kulissenartigen Waldberge des Schiltachtals. Das Sträßchen führt auf der Seite des Kinzigtals durch Wald aufwärts mit hübschem Blick auf Schenkenzell und die Burgruine. Am Hof "Auf der Steig" vorbei zieht sich das Sträßchen in sanfter Steigung durch den Wald, nachher an einem strohbedeckten Haus (Brunnen) vorbei. Auf der Höhe beim Zollhaus an der badisch-württemberg. Grenze öffnet sich ein prachtvoller Ausblick auf die reichgegliederten Bergketten jenseit des Kinzigtals und bei hellem Wetter auf die Vogesen. — Nach Aichhalden geht man beim Zollhaus die Straße rechts aufwärts (schwarz-rot <>).
Bei hellem, nicht zu heißem Wetter ist der aussichtsreiche (aber schattenlose) Weg über Aichhalden nach Schramberg zu empfehlen. — Vor dem Hof Zollhaus folgt man der Straße links aufwärts (schwarz-rot <> und genießt beim Austritt aus dem Wald einen prächtigen Blick zur Alb. Kurz vor Aichhalden erweitert sich das Albpanorama: über dem nahen Dorf erhebt sich der sargförmige Lupfen, nach links der staufenähnliche Karpfen und der breitgelagerte Zundelberg, jenseit der Spaichinger Talspalte der Dreifaltigkeitsberg, dessen Kirche deutlich aufragt. Dann zeigt sich die Felskante des Klippenecks, die schöngeformte Waldkuppe des Lembergs, an den sich Hochberg und Oberhohenberg reihen, weiterhin der Ortenberg und Wandbühl mit der großen Rutsche. Nun folgt der breitmassige Plettenberg, an den sich das Dreigestirn Schafberg, Lochenstein und Lochenhörnle ununterbrochen anschließt. Jenseit der Eyachtalspalte erscheint die Schalksburg, der Böllat mit breiter Rutsche, der Onstmettinger Höhenzug (Braunhardsberg und Burg) und als freier Kegel prachtvoll aufragend der Hohenzoller, der sich von hier gesehen hoch über den zurückliegenden höheren Albrand erliebt. Vom Schwarzwald zeigen sich zur Rechten die Waldhöhen ums Schiltachtal, dahinter der langgestreckte Rücken des Mooswalds mit der Turmhütte.
Die Straße führt durch Aichhalden, 716 m, 1537 Einw. (Engel, Krone). Der weitzerstreute Ort gehörte bis 1538 dem Kloster Alpirsbach und ging dann durch Kauf an die Herrschaft Schramberg über.
Man geht in gleicher Richtung durch den Ort, bei den letzten Häusern den unteren Fahrweg halbrechts (statt die Straße weiter), der auf der Höhe zwischen den Feldern hinführt. Nach 10 Min. vom letzten Haus öffnet sich rechts wieder ein schöner Blick auf die Waldberge ums Schiltachtal; 1/4 St. später betritt man den Wald (vorher zweige man nicht rechts ab!) und folgt zunächst dem Waldrand 3 Min. lang. Links erblickt man Sulgen, dahinter den Lemberg und Dreifaltigkeitsberg. Nun geht's halbrechts durch den Wald, nach 3 Min. über einige Waldwege, nachher bei einer Lichtung den zweiten guten Weg rechts durch den Wald abwärts über einen Kahlhieb; 1/4 St. später folgt man dem zweiten breiten Fahrweg links hinab durch den Wald und hat beim Verlassen des Waldes einen schönen Blick auf die im Talkessel gelagerte Stadt Schramberg, die von 5 Tälern strahlenförmig umgeben ist. Der schattenlose Weg führt am Friedhof vorbei abwärts, nach der Brücke rechts durch die Oberndorfer Straße an der evangelischen Kirche vorbei. Beim Postamt geht's rechts zur Hauptstraße, die rechts (am gräflich Bissingenschen Schloß vorbei) in 10 Min. zu dem unterhalb der Stadt gelegenen Bahnhof, 416 m, links ins Bernecktal führt.
Schramberg, 424 m, 11220 Einw., [Kraftwagenverbindung nach Oberndorf und nach Rottweil] (Krone, Post, Lamm, Hirsch, Mohr, Paradies, Schütze, Eisenbahn, Bahnhof; Café Haas, Ganter), hat eine schöne Lage in einem Kessel des romantischen Schiltachtals, rings von Waldhöhen umrahmt. Besonderen Reiz verleihen dem Tal die malerischen Burgruinen, welche die felsigen Stirnen der Waldberge krönen. Dicht über der Stadt ragt beherrschend die gewaltige Burg Schramberg oder Nippenburg auf, unterhalb des Bahnhofs am linken Berghang die gleichfalls umfangreiche Ruine Schilteck mit einem 20 m hohen Turm, oberhalb der Stadt über dem Berneckbad auf schroffen Felsen die Ruine Falkenstein, während die talaufwärts über der Teufelsküche gelegene Burg Berneck oder Tischneck jetzt völlig verschwunden ist.
Schramberg war ursprünglich im Besitz der Herzoge von Zähringen, dann der stammverwandten Herzoge von Teck. Ihre Lehensträger waren die Herren von Schilteck, deren mächtige Burg um 1200 erbaut wurde. Von den Herzogen von Teck ging die Herrschaft auf die Edlen von Falkenstein über, die ihre Doppelburg 1444-49 an die Grafen von Württemberg verkauften. Um diese Zeit fiel Schramberg durch Heirat an den kriegerischen Hans von Rechberg, der die Burg Schramberg baute und 1464 in einer Fehde mit Graf Eberhard im Bart (dem späteren ersten Herzog von Württemberg) in der Nähe von Schramberg fiel. 1526 kaufte Haus von Landenberg die Herrschaft, dessen Sohn sie an Rochus Merz von Staffelfelden veräußerte. Von 1583 an war Schramberg unter Oesterreichs Hoheit in wechselndem Besitz, 1696 ging die Herrschaft an die Freiherren von Bissingen-Nippenburg über, die 1746 zu Grafen erhoben wurden. Ihr Schloß, ein hübscher Bau von 1843 mit Park, befindet sich in der Nähe des Bahnhofs. Die katholische Stadtkirche enthält Grabsteine der Grafen von Bissingen aus dem 17. und 18. Jahrhundert; neben ihr steht ein einfaches Kriegerdenkmal, südlich von ihr die alte gotische Kirche, jetzt Lagerhaus. Eine zweite katholische Kirche und ein neues Rathaus werden im Jahr 1913 erbaut. Sehenswert ist die frühgotische evangelische Kirche, 1898 erneuert, deren Chor mit einem schönen Glasgemälde geschmückt ist. — Eine herrliche Parkanlage im Süden der Stadt ist die Besitzung des Geh. Kommerzienrats Dr. Arthur Junghans, "Gut Berneck", welche insbesondere wegen der prachtvoll zusammengestellten Baumgruppen bemerkenswert ist. Der Park kann an Sonntagen zwischen 1/2 12-2 Uhr besichtigt werden. Auswärtige Besucher, die diese Zeit nicht einhalten kön-nen, wollen sich beim Gärtner melden.
Schramberg ist im Laufe der Zeit zu großer Blüte gelangt durch seine Industrie. Die von Erhard Junghans um 1860 begründete Schramberger Uhrenindustrie hat eine ungeahnte Entwicklung genommen und einen großen Teil des Weltmarkts erobert. Im Jahr 1900 wurde die Uhrenfabrik von Gebrüder Junghans mit der Fabrik von Thomas Haller in Schwenningen vereinigt und in eine Aktiengesellschaft umgewandelt; sie bildet nun eine der größten Uhrenfabriken der Welt. Die aus 53 Gebäuden bestehende Schramberger Zentrale hat ständig über 3200 Maschinen in Tätigkeit und beschäftigt über 2400 Arbeiter; das tägliche Gesamterzeugnis der Junghans'schen Uhrenfabriken beläuft sich auf über 13000 Uhren. Neben diesem Riesen-betrieb besteht die 1874 begründete Hamburg-Amerikanische Uhrenfabrik mit etwa 50 Gebäuden und 1200 Arbeitern und die Deutsch-Amerikanische Uhrenfabrik vorm. K. Mayer & Söhne. Das Uhrenmuseum, das die Uhrmacherei in ihrer ganzen Entwicklung veranschaulicht und von großem kulturgeschichtlichem Wert ist, wurde vor einer Reihe von Jahren von dessen Besitzer, dem Geh. Kommerzienrat Arthur Junghans, dem württembergischen Staate zum Geschenk gemacht und hat im Landesgewerbemuseum in Stuttgart Aufstellung gefunden.
Daneben blühen in Schramberg auch noch bedeutende Strohhutfabriken, welcher Gewerbezweig vor 50 Jahren den Haupterwerb bildete und 6000 Heimarbeiter beschäftigte. Ebenso bestehen zwei große Sägwerke von Graf Bissingen und Gebr. Flaig, dagegen ist die große Steingutfabrik von Villeroy & Boch 1911 eingegangen. — Schramberg kam 1806 an Württemberg und wurde erst 1867 zur Stadt erhoben, hat aber seine Oberamtstadt Oberndorf sowohl an Einwohnerzahl wie an industrieller Bedeutung weit überflügelt.
Nicht zu versäumen ist der Besuch des wildromantischen Bernecktals, zu dem man in Schramberg die Hauptstraße aufwärts geht, dann die Berneckstraße der Schiltach entlang. Oberhalb des Schulgebäudes gehe man über die Schiltach und den Fußweg flußaufwärts bis oberhalb des Schwimmbads, nun wieder auf der Straße weiter. Beim letzten Haus vor der Brücke im Bernecktal ist der Schlüssel zur Ruine Falkenstein zu haben.
Will man die Ruine zuerst besuchen, so geht man über die Brücke an der Sägmühle vorbei, nach 2 Min. über die Holzbrücke durch die Seitenschlucht aufwärts. Nach stark 5 Min. folgt man bei der Wegteilung dem Fußpfad halblinks, der bald als guter Weg an den Felsen hin zum Falkenstein emporführt. — Beim Abstieg geht man von der Ruine die Treppen zurück, kurz vor der Bank links über den Sattel auf der andern Bergseite in Windungen abwärts zum Berneckbad.
Die Straße gewährt bald schöne Blicke auf die Falkenfelsen zur Rechten und führt in 6 Min. von der Brücke (1/2 St. vom Marktplatz in Schramberg) zum Berneckbad, 460 m, am Fuß des Falkensteins, nun durch das enge, von hohen Felswänden umstarrte Bernecktal, eines der interessantesten Felsentäler des Schwarzwaldes, weiter. Die Straße mußte an manchen Stel-len den Felsen abgerungen werden, da die in ihrem Felsbett dahinrauschende Schiltach keinen Raum übrig ließ. 7 Min. oberhalb des Bads erreicht man die wildeste Stelle des Tals; ungeheure Granitwände ragen zu beiden Seiten empor, im Rückblick erscheint die Ruine Falkenstein. Nach 5 Min. kommt man am Elektrizitätswerk vorbei und bald darauf an einem künstlichen Wasserfall, der sich über die Felsen ergießt. Das hübsche Bild wird stark beeinträchtigt durch die Röhrenleitung, die einen unschönen Eindruck macht. Nach weiteren 10 Min. erreicht man bei der scharfen Straßenkehre den Felsenkessel der Teufelsküche, die von einem Witzbold gelungen dargestellt wurde: ein spindeldürrer Teufel schnappt nach einer fetten Mücke, eine sinnvolle Illustration des bekannten Sprichworts. Auf dem schönen, turmartigen Porphyrfelsen gegenüber erhob sich einst die Burg Berneck, von der jedoch nichts mehr erhalten ist.
Will man nach St. Georgen an der badischen Schwarzwaldbahn, so bleibt man im Bernecktal. Die schattenlose Straße führt durch Tennenbronn an der Schiltach aufwärts, dann über die Wasserscheide zwischen Rhein und Donau in 4 St. von Schramberg nach St. Georgen.
Häufig wird der Weg vom Bernecktal nach Königsfeld begangen. Nach 1/2 St. von der Teufelsküche verläßt man die Schiltach, biegt links (schwarz-rot <>) durch das Seitentälchen "Schleifenloch" zur Höhe, bei der Hardtschmiede rechts. Der Höhenweg führt über den Mönchhof und die Ruine Waldau, die links bleibt, dann durch den Schloßwald nach Königsfeld, 3 St. von Schramberg.
Man mag das Tal noch einige Minuten aufwärts verfolgen an schönen Felsen vorüber zum Eiswerk Berneck; weiter oben gehen die romantischen Felsszenerien allmählich zur Neige, weshalb man im Tal zum Berneckbad zurückkehrt, wobei sich die prächtigen Felsen in neuen und vielfach schöneren Bildern zeigen.
Hinter dem Badhaus folgt man dem oberen Fußpfad in Windungen durch Wald 12 Min. aufwärts zur Ruine Falkenstein, die sich kühn auf dem Fels-grat zwischen dem Bernecktal und der Ramsteiner Schlucht auftürmt. Hier stand ursprünglich eine Doppelburg, von welcher Oberfalkenstein 1030 den Zufluchtsort des aufständischen Herzogs Ernst II. von Schwaben bildete, der hier oben nur noch von Raub und Plünderung sein Leben fristete und am 17. August in der Nähe dieser Felsenburg in heißem Kampfe fiel (vergl. Uhlands Drama: Herzog Ernst von Schwaben). Die Edelfreien von Falkenstein treten erst 1244 mit dem Abt Bertold von St. Gallen in die Geschichte ein. Die obere Burg Falkenstein kam 1449 durch Kauf an die Grafen von Württemberg, war aber 1553 schon vollständig abgegangen. Die Burg Unterfalkenstein, die bereits 1444 an Württemberg kam, ließ ihr jetziger Besitzer, Geh. Kommerzienrat Dr. Arthur Junghans von Schramberg, 1901 erneuern und durch eine hohe Zugbrücke zugänglich machen.
Ueber den Burggraben zu rückkehrend, setzt man den guten Fußweg an den Felsen hin fort und gelangt nachher auf steinigem Fußweg durch die tief eingerissene Schlucht des Ramsteiner Lochs hinab zur Schiltach und am Sägwerk vorbei zur Straße nach Schramberg.
Download der Wanderungsbeschreibung als komprimierte pdf-Datei (239 kB)